Goldenes Profeßjubiläum

Im 100-Jahr-Jubiläum der Gründung unserer Ordensgesellschaft konnte Br. Oskar Kotter von der Missionsprokura Passau am 25. März sein 50jäh-riges oder Goldenes Professjubiläum feiern. Aus diesem Anlass kamen als Gäste und zu Missionsbesprechungen die Altmissionare von China und Taiwan. P. Edmund Goldmann und P. Cletus Lohmann. P. Edmund ist trotz seiner 73 Jahre in Köln noch als Krankenhausseelsorger tätig, P. Cletus arbeitet in unserer Pfarrei in Münster mit. Bei diesem Wiedersehen wollten die Mitbrüder einiges vom Jubilar Br. Oskar erfahren:

P. Leonhard: Br. Oskar, Du bist doch aus Rosenheim in Oberbayern. Wie kamst Du zu den Salvatorianern, nachdem es solche in Rosenheim nicht gibt?
Br. Oskar: Das ging auch so wie mit dem Sprichwort: Viele Wege führen nach Rom. Ich kam mit den Salvatorianern durch deren Jugendzeitschrift ..Manna" in Verbindung. Mein damaliger Religionslehrer hatte das Heft in der Schule angeboten, und ich meldete mich auch als Abonnent. Schon bald übertrug mir der Religionslehrer das Austeilen der Hefte und Kassieren der Beiträge, 10 Pfennig für 1 Heft. So war ich schon damals aktiv für die Salvatorianer tätig, ohne sie näher zu kennen. Im Januar 1927 schrieb ich dem Redakteur, dem „Mannaonkel" P. Rupert Stadelmaier, daß ich das „Manna" mit Interesse lese, es verteile und die Beiträge kassiere. Ich schrieb auch, daß ich gerne Buchdrucker werden wolle. Sein Antwortbrief führte mich dann zu den Salvatorianern. P. Rupert schrieb mir am 16. 2. 1927: Dein Brief hat mich sehr gefreut. Für Deine edelmütige Sorge für das „Manna" möge Dir der Herr Apostellohn verleihen! Sollte es aber Sein Wille sein. auch - Apostelberuf. Dann könnte sich Dein Wunsch, Buchdrucker zu werden, auch erfüllen. Wir müssen unsere Druckerei zum größten Teil mit fremden Arbeitern betreiben, weil wir noch keine als Drucker ausgebildeten Brüder haben. Es sind erst 2 Brüder hier und 2 Kandidaten, die aber alle erst lernen. Zu diesen könntest auch Du Dich gesellen, falls Du Lust und Beruf in Dir fühltest, Ordensbruder zu werden. Wie viel kann ein solcher beitragen zum göttlichsten der Werke, zur Rettung der Seelen, und gerade ein Buchdrucker durch den Druck von guten Schriften! Ich sende Dir gleichzeitig eine Broschüre über unsere Ordensgesellschaft. Falls Du aber glaubst, keinen Beruf zu haben, dann wird Dir der liebe Gott auch zu einer anderen guten Stelle verhelfen. Mit herzlichem Segensgruß Dein Mannaonkel P. Rupert Stadelmaier

P. Cletus: Wie ging es dann weiter?
Br. Oskar: Ich habe die zugeschickte Broschüre gelesen und kam von dem Gedanken nicht mehr los, mich ganz für die gute Sache einzusetzen. Mit Erlaubnis meiner Eltern ließ ich mir dann die Aufnahmeformulare schicken und bekam nach Einsendung ins Provinzialat die Anweisung, mich im Kloster Hamberg bei Passau für die Ordenskandidatur anzumelden. So trat ich am 7. Juli 1927 dort ein. Mein Vater meinte zwar, ich käme bald aus Heimweh wieder heim, weil ich noch nie allein von daheim weg war. Aber mir hat es auf dem Hamberg unter einem guten Dutzend Gleichaltriger recht gut gefallen.

P. Edmund: Wie war der weitere Weg?
Br. Oskar: Zunächst sollte ich Probezeit und Noviziat machen und dann als junger Bruder nach Berlin kommen. Ich wurde auf dem Hamberg mit Arbeiten betraut, die mir Freude machten, so im Garten, in der Sakristei, im Haus und mit Besor-gungen zu Fuß und mit dem Fahrrad. Damals hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass ich ab 1945 wieder in dieser Gegend sein werde. Im März 1930 kam ich vom Hamberg auf den Klosterberg ins Noviziat. Es wurde dann im September 1930 nach Heinzendorf bei Breslau verlegt. Nach dem 2. Weltkrieg ging das Kolleg an unsere polnischen Mitbrüder über, die dort ein blühendes Noviziat haben, derzeit mit 25 Novizen. Nach Beendigung des Noviziats am 25. 3. 1931 kam ich dann anfangs April nach Berlin. Die Kommunität war inzwischen durch eine Anzahl Brüder ganz schön angewachsen; fast waren wir eine „süddeutsche Kommunität", wären nicht auch einige Mitbrüder aus Westfalen und Berlin unter uns gewesen. Oft konnte ich am Druck des ,.Manna" und des „Missionär" mitarbeiten, bis zu dem Tag - es war der 8. September 1939 (Fest Mariä Geburt) -, da ich vom Kloster in die Kaserne umziehen musste. Die Druckereimaschinen wurden dann bald von der Partei beschlagnahmt, für ihre Zwecke benützt und gegen Kriegsende außerhalb von Berlin in Sicherheit gebracht, von den Russen entdeckt und verschleppt. Das Gebäude wurde nach dem Krieg von der ostzonalen Stadtverwaltung enteignet.

P. Leonhard: War das der Abschied von Berlin?
Br. Oskar: Zunächst nicht, denn meine Wehr­machtseinheit war in Berlin. So kam ich auch im Februar 1945 nach meiner 2. Verwundung wie­der nach Berlin. Ich hatte aber das Glück, am 18. März nach Pocking in Niederbayern versetzt zu werden. So blieb mir der „Kampf um Berlin" er­spart. Das Kriegsende habe ich also in meiner näheren Heimat gut überstanden. Bald kam ich dann als „Heimkehrer" auf den Klosterberg und bin nun seit 1960 in der Missionsprokura tätig. Ich hoffe, noch viele Jahre für unsere Mission arbei­ten zu können, wäre aber doch auch sehr erfreut, wenn sich bald ein jüngerer Mitarbeiter melden würde. Die Arbeit in der Missionsprokura ist wirklich „weltweit". Sie reicht von Asien (Taiwan) über Afrika (Tansania und Zaire) bis zur Hilfe für unsere Mitbrüder in Südamerika.

Heiland der Welt" 1981/2

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