Lustig in Ehren, kann niemand verwehren
Es wird immer Menschen geben, die meinen, in Klöstern leben nur Leute ohne Frohsinn, die nur "Trübsal blasen und Elend geigen". Wer aber schon Gelegenheit hatte, in klösterlicher Gemeinschaft Besuch zu machen, weiß etwas anderes zu berichten. So wurde auch heuer der Faschingsdienstag auf dem Klosterberg mit einigen frohen Stunden gefeiert. Auch aus der Missionsprokura kam dazu ein Beitrag. Bruder Oskar Kotter ging zum Rednertisch, schwang einen hölzernen Löffel und eine hölzerne Gabel von 3/4 Meter Länge (Schnitzerei aus Taiwan), nahm einen grünen Sepplhut vom Kopf und begann:
"Herzlich Grüß Gott, alle miteinander! Mein Name ist bekannt, von Beruf bin ich echter bayerischer Holzhacker. Ich werde aber hochdeutsch reden, weil auch andersgläubige Mitbrüder aus der Schweiz, aus Belgien und Spanien unter uns sind. Sie haben zwar deutsch gelernt, aber leider noch nicht bayerisch. Weil es als Holzhacker jetzt nicht mehr viel Verdienstmöglichkeit gibt, bin ich seit 12 Jahren in der Missionsprokura tätig und hacke auf der Schreibmaschine herum. Meine Hauptwerkzeuge aber sind dieser Löffel und diese Gabel." (Lautes Lachen bei den Zuhörern.) Br. Oskar sprach weiter: "Diese Werkzeuge brauche ich aber nicht für mich zum Essen. Ich bin ein schlanker Jüngling im 60. Lebensjahr und will mir keine Korpulenz ansammeln. Löffel und Gabel sind wirklich Berufswerkzeuge. Der Löffel hat die Kurzbezeichnung „MI-ME", das heißt "Missions-Medizinlöffel". Mit ihm soll ich allen Leuten mit wenig oder keinem Missionsinteresse Missionsmedizin eingeben. Wenn sie hilft, tritt die Gabel in Tätigkeit. Sie hat die Kurzbezeichnung "MI­GE", das heißt "Missions-Geldgabel". Mit ihr kann ich aber nur Papiergeld aufgabeln, Kleingeld rutscht durch, das bringt schon Pater Leonhard nach Hause. Seid Ihr also mit meinem Werkzeug einverstanden?" Zurufe der Anwesenden: "Freilich, viel Erfolg!" "Jetzt hört mal gut zu", meinte Br. Oskar, "ich rede ja zu Euch, nicht zu Abwesenden: Morgen beginnt die Fastenzeit! Da bringt jeder echte Christenmensch seine Fastenopfer. Pater Verwalter ist gerne bereit, alles Geld, das auf diese Weise gespart wird, besonders auch durch Verzicht auf das Rauchen, von mir aufgabeln zu lassen. Ich will auch gleich sagen, wo dieses Geld dann hinkommt. Da vorne sitzt neben dem Pater Verwalter und dem Missionsprokurator Pater Leonhard unser Mitbruder und Gast aus der Mission, Pater Cletus Lohmann. Er hat einen Heimaturlaub vor sich. Seine Rückreise soll er nicht mit leeren Händen antreten. Also, ab morgen alle Fastenopfer an diese "MissionsGeldgabel!"
Nach einigen Minuten hingen an der Gabel 3 Geldscheine, einer zu 50 Mark und 2 zu je 1000 Mark. Leider waren es keine Scheine mit DM (Deutsche Mark), sondern mit RM (Reichsmark). Ein Mitbruder hatte sie als Andenken an die längst vergangene "gute alte Zeit" aufbewahrt. Br. Oskar ist gerne bereit, diese "Andenken" gegen DM-Scheine umzutauschen.
Heiland der Welt" 1972/2

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