Wer kommt und hilft uns

Liebe Missionsfreunde!
Bis vor einem Jahr war ich des Öfteren unterwegs durch die Missionsgebiete der verschiedenen Orden auf Formosa. Wisst Ihr, was mir da fast überall aufgefallen ist? Die Missionsstationen, die über gut ausgebildete Brüdermissionare verfügen, stechen unter den anderen auffallend hervor. Der materielle Aufbau der Stationen liegt bei den Brüdern in guten Händen. Sie verstehen ihr Fach. Und was meint Ihr, wie das den Eingeborenen imponiert! Missionieren ist eben heute mehr als Predigen, Taufen und Sakramentespenden, es ist auch Aufbau menschenwürdiger Existenz. Somit ist es auch fachgerechtes Hantieren mit Bohrer und Schraubenzieher, ja mit dem ganzen Instrumentenkasten, den die moderne Technik bereithält, um Lebensvoraussetzungen zu schaffen, in denen der Glaube gedeihen kann. So werden unsere Brüder-Missionare Lotsen in die Welt von morgen. Der Pater-Missionar kann wirklich nicht alles tun und erst recht nicht alles können. Er ist in erster Linie für die Seelsorge da. Wenn er natürlich keinen tüchtigen Bruder-Missionar zur Seite hat, muss er notgedrungen auch Baumeister, Wegmacher, Gärtner und Landwirt und noch vieles andere sein. Das alles kann ihm abgenommen werden, wenn jemand kommt und ihm hilft.
Die Eingeborenen müssen für diese Hilfe erst geschult und erzogen werden. Darum brauchen wir Lehrwerkstätten. Wiederholt hat man uns von staatlicher Seite gebeten, in Ilan für die ganze Nordostküste Taiwans eine Industrie- und Handwerkerschule zu errichten. Das scheitert nicht so sehr an Geld als an den dafür ausgebildeten Brüder-Missionaren. Ein oder zwei talentierte Schreinergesellen oder noch besser -meister, dazu Schlossereifachleute, Elektriker mit guten Kenntnissen und Prüfungen für die Lehrlingsausbildung. Wenn wir das hätten, würden wir sofort beginnen. Maurer und technische Zeichner wären auch erwünscht.
Wer eine wirklich ausfüllende Lebensaufgabe sucht und über die gegebenen Voraussetzungen verfügt, kann sich als Kandidat für den Beruf eines Bruder-Missionars bei uns melden.
Wir nehmen aber auch schulentlassene Jungmänner und bilden sie in unseren Klöstern für diese Aufgaben heran in eigenen Werkstätten. Wenn wir über solche in einzelnen Berufen nicht verfügen, geben wir sie in die Lehre zu gediegenen Meistern. Wie wird man nun ein Bruder-Missionar? Wer bereits eine abgeschlossene Berufsaus­bildung mitbringt, braucht nur eine halbjährige Probezeit bei uns zu machen. Wir nennen diese Probezeit "Kandidatur". Besteht er diese, wird er eingekleidet und ins Noviziat des Ordens aufgenommen. Das ist eine einjährige Einschulung ins Ordensleben und schließt mit zeitlichen Gelübden, durch die man sich an den Orden und seine Aufgaben bindet aus Liebe zu Gott und zu den Menschen. Nach Ablauf dieser zeitlichen Gelübde kann jeder, wenn er will, in die Welt zurückkehren oder sich durch ewige Gelübde für immer an unsere Aufgaben binden. Durch die Zugehörigkeit zum Orden wird man frei von der Sorge für sich selbst und für eine Familie, frei für die Aufgaben an der heutigen Welt. Vielleicht spürt Ihr schon, dass man dafür nur wirklich charakterlich wertvolle Menschen brauchen kann, die es fertigbringen, aus Liebe zu Gott und den Menschen auf einige Annehmlichkeiten des Lebens zu ver­zichten, um Ärmeren zu helfen. Das ist dann wirkliche Entwicklungshilfe, wenn man sich mit seinen Fähigkeiten dem Aufbau eines Landes zur Verfügung stellt.
Ob es sich lohnt, dafür zu leben? Ja, sage ich Euch. Mehr sogar als für ein Auto oder für viel Geld.
Es grüßt und segnet Euch Euer
P. Leonhard Lederhofer SDS

Heiland der Welt 1966/1

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