Philippinen | 100 Tage danach. 100 Tage nach Supertaifun "Haiyan" war ich persönlich im Katastrophengebiet von Samar und Leyte, um die Lage vor Ort zu erkunden und um Informationen zu bekommen, wie unsere Spendengelder eingesetzt werden. Wie kommt man auf die Idee, in ein Katastrophengebiet zu fahren? |
Es gibt fünf Schwerpunktbereiche, wo geholfen wird: 1.
Hilfsgüter 2. Livelihood programs 3. Wiederaufbau 4. Schulbildung 5. Medizinische und sozial-psychologische Betreuung |
SDS-Spenden für die Diözese Borongan Die Dankbarkeit ist groß Auch bei unseren Exkursionen fiel uns immer wieder die Dankbarkeit der Leute auf. Es ist den Leuten sehr wohl bewusst, wie viel sie ausländischer Hilfe verdanken. An manchen Orten wurden wir wie die Könige empfangen. Wenn man irgendwo als Fremder auftaucht, wird man mit neugierigen und auch frohen Augen angeschaut. Die meisten Ausländer, die zur Zeit in der Gegend unterwegs sind, sind Angehörige von Hilfsorganisationen oder freiwillige Helfer. Und die Leute wissen das. Es wurde sehr hoch geschätzt, dass wir nicht einfach nur Geld schicken, sondern auch persönlich vor Ort erschienen sind. Die persönliche Aufwartung und Ermutigung ist den Menschen sehr viel Wert. Ich möchte mich an dieser Stelle ebenfalls dem Dank so vieler Menschen anschließen. Wirklich ganz toll, wie viele spontan und großzügig geholfen haben. Ich wurde förmlich von einer Welle der Hilfsbereitschaft überrollt. Unzählige Privatpersonen, Gemeinden, Organisationen und Firmen haben gespendet. Herzlichen Dank an alle! Übermenschliche Leistung der Pfarrer Ein Lob für die Kirche und die Hilfsorganisationen Die Kirche hatte den Vorteil, dass sie schon vor Ort präsent war mit Personal und etablierten Strukturen und zugleich regional und weltweit organisiert ist. Die ersten Hilfstransporte, die den Süden Samars erreichten, kamen aus der eigenen Diözese. Der Norden der Diözese Borongan war vom Sturm nicht betroffen. Die Pfarreien dort reagierten sofort und brachten Hilfe in den Süden. Erst nach und nach kam dann auch internationale Hilfe an. Wenn die philippinische Regierung zur Sprache kommt, bemerkt man Bitterkeit und Enttäuschung bei den Leuten. Auf Seiten der Behörden gab es viele Verzögerungen, Fehlplanungen und Unstimmigkeiten. Die Versorgungs- und Sicherheitslage ist wieder stabil, aber der Wiederaufbau erfordert noch große Anstrengungen. Vor allem kann man nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip handeln, sondern muss schauen, was die einzelnen Familien und Kommunen brauchen. Am Anfang brauchte jeder einfach nur Wasser, Essen, medizinische Versorgung und einen Unterschlupf. Jetzt muss mehr differenziert gehandelt werden, je nach Bedarf und je nachdem, was die Leute auch selber leisten können. Bischof Varquez hat uns noch eine weitere Sorge anvertraut. Und zwar geht es um die Wiederherstellung der Kirchen, Pfarrhäuser und Schulen. Bisher hatten die Menschen Priorität, und die Spender wollten das auch so. Die Diözese steht vor einem großen Finanzierungsproblem, denn im Süden der Diözese blieb so gut wie keine Kirche oder Pfarrhaus unbeschädigt. Manche Kapellen in den Dörfern sind einfach weggefegt worden. Das Gemeindeleben muss wieder weitergehen, und man muss auch an den nächsten Sturm denken. Die Kirchen dienten als Evakuierungszentren, Notunterkünfte und Notkliniken. Ein Blick auf den nächsten Sturm Ich wurde auch gefragt, ob ich Spendenempfehlungen abgeben kann. Aus heutiger Sicht betrachtet wüsste ich, was ich tun würde. Wenn so eine Katastrophe geschieht und ich mit einer Spende helfen wollte, dann würde ich meine Spende aufteilen. Zuerst würde ich sofort an die großen Hilfsorganisationen spenden, die direkt und sofort in die akute Krisensituation eingreifen wie z.B. Caritas, Rotes Kreuz, THW, Ärzte ohne Grenzen, ASB u.a. Man hat zwar immer Sorge, ob das Geld auch wirklich ankommt, aber in einer solchen Situation ist es einfach enorm wichtig, dass möglichst schnell große Massen an Hilfsgütern und qualifiziertes Personal zu den betroffenen Menschen kommen. Nur die Großorganisationen sind in der Lage das zu leisten. Dann würde ich mir etwas Zeit lassen, mich zu informieren über Aufbauprogramme und möglichst direkte Kontakte ins Land zu suchen. Da würde ich dann den größeren Teil meiner Spende hinschicken. Für mich war es faszinierend zu sehen, wie das globale Netzwerk Kirche funktioniert. Aus ein paar schlichten Email-Kontakten wird plötzlich ein Kanal, auf dem massiv Hilfe fließt. Man greift dabei auf persönliche Kontakte zurück, aber auch auf existierende Strukturen. Beides zusammen produziert quasi über Nacht ein Hilfssystem, das vorher so gar nicht existiert hat. Es war faszinierend zu erleben wie die internationale Solidarität und Hilfsbereitschaft funktioniert hat. Wenn ich mir so anschaue, was für Kräfte in unserer Kirche schlummern und was bis zum heutigen Tag geleistet wurde und immer noch geleistet wird, dann spüre ich einen gewissen Stolz in der Brust. Unsere Kirche - zudem noch mit einem Papst Franziskus an der Spitze - ist mir in diesen Wochen noch lieber und wertvoller geworden als sie das immer schon war. |