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Clara v. Wendorff – 2014/15 als Missionarin auf Zeit in der DR Kongo

Ein weißer Landcruiser, zwei kongolesische Salvatorianer-Schwestern, zwei Fahrer, zwei Mzungus (Swahili:"Weiße"), hunderte Kilometer abenteuerliche Straßen und die Weite des Kongo. So sahen die letzten zwei Wochen meines MAZ-Einsatzes in der DR Kongo aus.

Wir hatten uns auf den langen Weg gemacht, um die verschiedenen Klöster im Landesinneren zu besuchen. Die Fahrt an sich war schon ein großes Abenteuer: Wir blieben mehrfach im tiefen Sand oder Schlamm stecken, wegen eines umgestürzten Baumes auf der Straße, schlugen wir eine Schneise in den Wald. Wir begegneten LKW, die unter der Last von Benzinkanistern, Säcken und Menschen kaum zu sehen waren und Männer, die hunderte von Kilometern ihre Fahrräder mit bis zu 6 Benzinfässern beladen durch die kongolesische Wildnis schoben. In den Dörfern scheuchten wir Hühner, Schafe und Schweine auf und wurden immer wieder ein Stück von winkenden und rufenden Kindern begleitet.

Es ist ein völlig anderes Leben dort in den Dörfern im Süden des Kongos. Viele Menschen leben von reiner Subsistenzwirtschaft und ernten jeden Tag das, was sie dann abends essen. Geld ist nur wenig im Umlauf. Man könnte meinen, diese Menschen seien bitter arm. Ich erlebte das Leben dort zwar als hart, doch ich war auch tief berührt, von der Friedlichkeit, der Lebensfreude, der Zufriedenheit. Anders als in der Großstadt Kolwezi, wo das Leben oft durch Arbeits- und Perspektivlosigkeit geprägt ist,  kannte hier jeder seinen Platz, hatte seine Aufgaben. Besonders viel Freude machten mir die Kinder. Wenn die Eltern morgens auf die Felder gingen, waren es oft die Kinder im Grundschulalter, die ihre Geschwister auf dem Rücken trugen. Anfangs hatten die meisten Kinder große Angst vor mir, doch schon bald schöpften sie Vertrauen und ich verbrachte unglaublich viel Zeit, mit meinem "Fanclub" über die Wiesen und durch das Dorf zu laufen und mit den bis zu hundert Kinder zu toben. Da ich die dortige Sprache nicht spreche, konnte ich mich oft überhaupt nicht mit ihnen verständigen, doch das störte uns nicht.

 

In einem Dorf fuhr ich mit einem Fahrer zu einer der vier Quellen, um unseren völlig verdreckten Geländewagen vom Staub und Schlamm zu befreien. Anfangs half ich noch, den Abhang zur Quelle hinunter zu steigen und die Kanister zu füllen, doch schon bald überlies ich die Arbeit den vielen freiwilligen Helfern. Stattdessen widmete ich mich ganz den Kindern. Wir tanzten, ich brachte ihnen Worte auf Deutsch bei, wirbelte sie durch die Luft und jagte sie durch das hohe Gras. Schon bald erfüllte lautes Kinderlachen die Luft und auch die Mamas, die zum Wasserholen kamen, blieben stehen und beobachteten uns. Und ich war tief berührt von der Neugier der Kinder, ihrem Mut, Ausgelassenheit und Offenheit.

Überall, wo die Salvatorianerinnen waren, verrichteten sie unglaublich gute und wichtige Arbeit. Überall hatten sie Krankenhäuser und/ oder Schulen und waren für die Bewohner der Dörfer nicht nur Krankenschwestern und Lehrerinnen, sondern Mütter, Vorbilder, Lebensretter, ja wirkliche Engel. Und ich wurde von den Schwestern wie eine verlorene Tochter willkommen geheißen und war einfach Teil der großen Salvatorianer-Familie.

Viel zu schnell musste ich wieder Abschied nehmen und wir machten uns auf den langen, ermüdenden Rückweg nach Kolwezi. Von einer Familie einer Schwester bekamen wir unter anderem 5 Hühner und eine Ziege geschenkt. Kurzer Hand wurden sie alle auf das Autodach gebunden und los ging die Fahrt durch den Staub und die Hitze der Trockenzeit. Immer wieder hörte ich das Meckern des armen Tieres, das die längste Reise seines Lebens machte. Als wir dann endlich nach 14 Stunden Fahrt in Kolwezi ankamen, kletterte ich todmüde aus dem Auto, wollte aber sogleich Clarence, die Ziege, befreien. Wir alle staunten nicht schlecht, als wir entdeckten, dass Clarence nicht mehr da war! Trotz guter Verschnürung mussten sich die Knoten durch die schwankende, wackelnde Fahrt gelöst haben. Sogleich schickten wir einen Suchtrupp los, doch Clarence blieb verschwunden. Wenn sie den Sturz vom Autodach überlebt hat, dann frisst sie sich jetzt vielleicht durch die Weiten des Kongos und ist noch mal den Kochtopf entkommen.